Chronik – Die 1950er-Jahre bis 1970er-Jahre
Schöngeistiges Programm und verkaufsträchtige Massenliteratur
Das Ende des ersten, ursprünglichen Südverlags hat einen doppelten Grund: Zum einen ist er in den von der Währungsreform verursachten Geschäfts- und Umsatzeinbrüchen gerade auch im Buchsegment zu suchen; ferner verlangt der Ausbau des „Südkuriers“ die ganze Energie des Verlegers. So bringt Johannes Weyl 1952 den Verlagsnamen in einen neuen Südverlag mit Sitz in München und Konstanz ein, den er zusammen mit zwei ehemaligen Ullstein-Leuten gründet. Hier erscheinen hauptsächlich die Illustriertenromane aus der Zeitschrift „Quick“, verkaufsträchtige Literatur also für ein Massenpublikum. Zu den wichtigsten Buchausgaben der sogenannten „Quick-Romane im Südverlag München – Konstanz“ zählen etwa „Kleiner Mann, was nun?“ und „Ein Mann will hinauf“ von Hans Fallada oder Titel des erfolgreichen, ehemaligen Ullstein-Autors Ludwig E. Wolff. Seine größten Erfolge feiert der Südverlag München – Konstanz freilich mit den vier Bänden mit Abenteuern des Meisterdetektivs Nick Knatterton, erzählt und gezeichnet von Manfred Schmidt. Sie erlauben Erstauflagen von bis zu 50.000 Exemplaren und behalten auf Jahre hinaus einen hohen Bekanntheits- und Popularitätsgrad.

Historische und belletristische Regionalia unter dem Namen „Rosgarten-Verlag“
Derweil wird das Südverlagsprogramm der Anfangsjahre unter dem Namen „Rosgarten-Verlag“ weitergeführt. Dieser verschreibt sich unter Weyls Regie seit Anfang der 1950er-Jahre programmatisch nun ganz der Regionalliteratur, in Reaktion auf die veränderte Wirklichkeit: Mit der Währungsreform normalisieren sich die gesellschaftlichen Verhältnisse zunehmend – und der „kulturelle Sommer in der Provinz“ endet. So kommt es zu einer Rückverlagerung kultureller Initiativen in die Zentren, einer Rückkehr vieler Kulturschaffender in die Großstädte. Eine Provinzialisierung setzt ein: Die Bodenseeregion gehört wieder sich selbst. Auf diese Situation stellte sich Johannes Weyl ein – mit seiner Zeitung wie mit seinen verlegerischen Aktivitäten. Max Rieples „Land um die junge Donau“ und Bernhard Mökings „Sagen und Schwänke vom Bodensee“ markieren am Ende des alten Südverlags den Übergang zum Regionalen, wie es dann im Rosgarten-Verlag konsequent weitergepflegt wird. 1958 kommt es zur Auflösung des Südverlags München – Konstanz, und der alte Südverlag bekommt seinen Namen exklusiv zurück. Der Fokus liegt dabei nun ganz auf der Vermarktung der Backlist. Im Rosgarten-Verlag entsteht peu à peu eine umfängliche Regionalliteratur: mit Sagen- und Schwanksammlungen aus verschiedenen südwestdeutschen Regionen, auch mit Landschaftsbänden. Hinzu kommen Ausgaben und Auswahlbände von Autoren wie Grimmelshausen und Johann Peter Hebel, Eduard Mörike und Josef Viktor von Scheffel, bibliophil aufgemachte Preziosen und Wiederentdeckungen sowie Fibeln, ferner Bildbände zu den 80. Geburtstagen von Thomas Mann und Hermann Hesse.
